Diese Gesprächsrunde fand am 12. September 2020 im Ramen des online-Patienten-, Familien und Ärztettreffens (PoP2020) und unter fachlicher Begleitung von Dr. Friedrich Kapp statt.
Vortrag (Auszüge)
Gefäßanomalien - Was ist das?
Man unterscheidet bei den Gefäßanomalien zwischen Gefäßtumoren (benigne, maligne, lokal aggressive Tumore) und Gefäßfehlbildungen.
Bei den Gefäßfehlbildungen unterscheidet man
Medikamentöse Behandlung - Wo stehen wir?
Medikamentöse Therapie - Sirolimus
Sirolimus wirkt gut bei einfachen Lymphatischen Malformationen (LM), besonders bei PROS. Bei generalisierten und zentralen LM wirkt es nicht so gut.
Den vielfältigen Formen der verschiedenen Gefäßfehlbildungen liegen ebenso vielfältige Störungen an jeweils verschiedenen Stellen in den verschiedenen Signalketten zugrunde. In diesen Signalketten werden eigentlich in mehreren Schritten Informationen an den Zellkern geleitet, der daraufhin für eine geregelte Zellteilung, Wachstum und Differenzierung der Zellen und Gewebe sorgt.
Sirolimus ist ein m-Tor Inhibitor, d.h. es greift weit unten in einer bestimmten Signalkette ein und korrigiert nicht gewünschte Zellteilung/Wachstum/Differenzierung. Das funktioniert nur, wenn die Ursache der Erkrankung eine Störung in dieser Signalkette ist. Wenn die Ursache der Erkrankung in einer anderen Signalkette liegt, z.B. im RAS Signalweg, dann kann Sirolimus nicht wirken.
Vertiefend siehe auch den Beitrag von Prof. Martin Zenker: "Was kann die Genetik zu Gefäßmalformationen beitragen?" (YouTube)
Welche Medikamente könnten wirksam sein?
Man sucht nach Stoffen, die auf die jeweils spezifischen Signalwege einwirken können. In Studien werden u.a. Wirksamkeit, Nebenwirkungen, Ansprechbarkeitsrate untersucht.
Alle Patienten sind "Unikate", was erklärt, warum das eine Medikament bei jemandem wirkt und das andere nicht.
Ausblick
Trotz vieler weiterhin offener Fragen, können wir sehr von der Medikamentenentwicklung in anderen Gebieten der Medizin, insbesondere der Onkologie, profitieren. Dabei müssen jedoch in der Studienphase die Nebenwirkungen besonders berücksichtigt werden. Und immer wird gelten: die Abwägung verschiedener Therapieformen sollte mit einem interdisziplinären Team und gemeinsam mit den Patienten erfolgen, um die bestmögliche Versorgung zu erreichen.
Ist Medikamentengabe beim Klippel-Trénaunay-Syndrom (KTS) eine Option?
Wie macht man einen Mutationsnachweis?
Wird in Alpelisib-Studien beachtet, wieweit es im Kopf wirksam ist?
Was sind die Nebenwirkungen von Alpelisib?
Was ist bei Kinderwunsch eher zu empfehlen, erst den Kinderwunsch erfüllen und dafür Sirolimus absetzen oder eine Eizelle einfrieren, um Sirolimus jetzt für 1-2 Jahre zu nehmen und dann später die Schwangerschaft?
Unter Sirolimus wird zur Verhütung geraten. Es ist nicht vorhersehbar, wie die Schwangerschaft überstanden wird. Ein Einfrieren der Eizelle ist nicht notwendig, da Sirolimus keinen negativen Effekt auf die Eizellbildung hat. Bei Männern führt Sirolimus zu einer reversiblen Infertilität (vorübergehenden Unfruchtbarkeit).
Muss Sirolimus ein Leben lang eingenommen werden?
Alpelisib muss sehr lange oder lebenslang eingenommen werden. Bei Tamilisib liegen noch keine Erfahrung vor.
Der Mitglieder-Austausch im Bundesverband Angeborene Gefäßfehlbildungen e.V. ist keine medizinische und/oder rechtliche Beratung und spiegelt ausschließlich den individuellen Gesprächsstand der Beteiligten wider. Im Verlauf geäußerte und hier wiedergegebene Ratschläge und Tipps sind jeweils nur als Einzelmeinungen zu betrachten.
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