201. Tagung der Niederrheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.

Thema: Freie Vorträge: Geburtshilfe I Freitag, 5. Juli 2002, 10.00–11.40 Uhr

Petruschkat S1, Kröger K2, Hoffmann O1, Hanisch D1, Kimmig R1

  1. Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Universität Essen, Essen
  2. Klinik für Angiologie der Universität Essen

Fragestellung: Frauen, die an einer peripheren Angiodysplasie leiden, stellen sich im Falle eines Kinderwunsches zwei Fragen: Gibt es ein relevantes Risiko für die Mutter? Wie wahrscheinlich ist es, ein Kind mit einer peripheren Angiodysplasie zu bekommen? Beide Fragen können nur an Hand von Fallberichten beantwortet werden.

Methodik: Fallbericht einer 32-jährigen Patientin, bei der 1996 eine tiefe Beinvenenthrombose diagnostiziert wurde; vorausgegangen war eine hormonelle Therapie aufgrund einer Endometriose. Eine lokale Thrombolyse blieb erfolglos, es folgte eine einjährige Therapie mit oraler Antikoagulation sowie die Versorgung mit Kompressionsstrümpfen. Die Patientin stellte sich 2000 in der 22. Schwangerschaftswoche erneut vor, es erfolgte die prophylaktische Gabe von niedermolekularem Heparin sowie erneut die Versorgung mit Kompressionsstrümpfen. Die Schwangerschaft verlief bis zur 28. SSW komplikationslos, dann entwickelte die Patientin eine leichte Gestose, in der 36. SSW musste die Schwangerschaft bei nun schwerer Gestose per Sectio beendet werden; ein gesundes Kind konnte entwickelt werden. Im Wochenbett kam es dann zu motorischen und kognitiven Ausfällen, eine organische Ursache konnte nicht gefunden werden (Ausschluss einer Sinusvenenthrombose u. paradoxen Embolie). Die niedermolekulare Heparingabe wurde postpartal für 3 Monate fortgesetzt. Nach einem Jahr waren nur noch leichte Sprach- und Konzentrationsdefizite diagnostizierbar, das Kind zeigte eine zeitgerechte motorische und neurologische Entwicklung.

Ergebnisse: Frauen, die an einer peripheren Angiodysplasie erkrankt sind, haben kein erhöhtes Risiko, ein krankes Kind zu bekommen, die Schwangerschaft verläuft meist komplikationslos, es kann jedoch im letzten Trimenon zu Durchblutungsstörungen oder Blutungen kommen, eine prophylaktische Heparinisierung sowie engmaschige Betreuung erscheint sinnvoll. Die exakte Lokalisation und Ausdehnung der Hämangiome sollte vor der Entbindung per MR bestimmt werden.

Erste Hinweise auf eine periphere Angiodysplasie des Feten kann die Pränataldiagnostik ab dem 2. Trimenon geben. Zwischen 1990 und 2000 wurden in der Literatur 16 Fälle von erkrankten Feten gesunder Mütter beschrieben, in 7 Fällen wurde eine Abruptio durchgeführt, 3 Kinder verstarben kurz nach der Geburt, ein Kind ist mental retardiert. Eine Erkrankung von Mutter und Kind ist bisher zweimal erwähnt.

Schlussfolgerung: Unter Berücksichtigung aller beschriebenen Fälle gibt es unseres Erachtens keinen Grund, einer Frau mit einer peripheren Angiodysplasie von einer Schwangerschaft abzuraten, eine interdisziplinäre Betreuung ist jedoch erforderlich, eine prophylaktische Heparinisierung sinnvoll. Ein MR kann vor der Geburt hilfreich bei der Bestimmung der Ausdehnung der Hämangiome sein. Die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit einer Angiodysplasie zu bekommen, ist sehr gering.

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